Hockey-Star Martin Häner im Interview über Motivation und Erfolg
Auf dem Spielfeld wie auch als Arzt im OP will Martin Häner über sich selbst hinauswachsen. Im Interview verrät das Hockey-Ass der deutschen Nationalmannschaft, wie er das schafft. Das Gespräch ist zuerst erschienen im neuen Lernimpuls, der das so facettenreiche Thema Motiviation aus zahlreichen Perspektiven beleuchtet.
Lernimpuls: Wodurch sind Leistungssportler motiviert, alles zu geben?
Martin Häner: Natürlich ist es der Erfolg, nachdem man süchtig ist! Das darf man als Sportler nicht verhehlen! Jeder Sportler kennt diese Ekstase, die einen nach einem wichtigen Sieg packt und nach der man sich immer wieder sehnt. Gerade wenn ich an die Goldmedaille bei den Olympischen Spiele in London denke, den Jubel und die ganze Aufmerksamkeit … Das sind Augenblicke, die dich dein ganzes Leben im Kopf begleiten.
Lernimpuls: Die Olympischen Spiele wurden wegen Corona dieses Jahr verschoben. Unabhängig davon ist die Goldmedaille für den deutschen Kader in etwas größere Entfernung gerückt. Dämpft das den Kampfeinsatz auf dem Feld?
Martin Häner: In unserer Gesellschaft zählt ja meist nur der erste Platz, aber das ist nicht gerechtfertigt. Selbst im Sport muss man sich realistische Ziele setzen. Der einen Mannschaft geht es um den Pokal, für die anderen ist ein gutes Abschneiden im Mittelfeld ein Erfolg.
Lernimpuls: Stichwort Erwartungsmanagement. Wie realistisch sollte denn ein sportliches Ziel gesteckt sein?
Martin Häner: Auf keinen Fall sollte das Ziel zu niedrig gesetzt sein! Denn sonst gibt man sich im Wettbewerb zu schnell zufrieden und strengt sich nicht an. Also lieber etwas höher mental rangehen. Ist das Ziel hochgesteckt, aber immer noch im Rahmen des Erreichbaren, kommt am Ende in jedem Fall ein besseres Ergebnis heraus.
Lernimpuls: Geht Sport ohne Motivation überhaupt?
Martin Häner: Man braucht schon einen Anreiz, um rauszugehen. Warum sollte man sonst aufs Feld gehen? Und je ehrgeiziger man ist, desto eher geht man raus.
Lernimpuls: Bist du von Natur aus ehrgeizig?
Martin Häner: Durch und durch. Und nicht nur mit dem Schläger in der Hand. Als Arzt gehe ich mit derselben Zielstrebigkeit ans Werk wie beim Hockey. Ich glaube aber, dass einem der Ehrgeiz nicht in die Wiege gelegt worden sein muss, um erfolgreich zu sein. Ehrgeiz kann man erlernen.
Lernimpuls: Auch ein Sportler des Jahres hat bestimmt nicht immer Lust zu joggen….
Martin Häner: Vor allem nicht bei Regen (lacht)…Mir hilft es bei einem Motivationsloch mich in der Gruppe zu verabreden. Wenn man sich erst mal aufgerafft hat, ist das Training selbst ja auch gar nicht mehr so schlimm.
Lernimplus: Was haben Leistungssportler uns anderen in Sachen Motivation eventuell voraus?
Martin Häner: Ich denke, was alle Spieler am eigenen Leib erfahren ist die Erkenntnis: Wenn man sich anstrengt, dann bringt es etwas!
Lernimpuls: Dein Sohn hat ja gerade erst Laufen gelernt. Wenn er dich später mal fragt, ob er Hockey spielen soll, was wirst du ihm antworten?
Martin Häner: Ich würde ihm raten, etwas zu finden, was ihm Spaß macht. Das ist das Wichtigste. Meinetwegen muss er kein Hockey spielen. Obwohl ich doch zugeben muss, dass ich persönlich sehr viel Erfüllung im Mannschaftssport gefunden habe.