Tipps zum Homeschooling
Als Expertin für gutes Lernen auch im Lockdown schaltete „Antenne Brandenburg“ unsere Pädagogische Leiterin Swantje Goldbach eine Stunde live auf Sendung. Die besten 10 Tipps haben wir für die Lernwerk-Familien noch einmal zusammengefasst.
Wie können Familien Home-Office und Homeschooling ohne Nervenzusammenbrüche unter einen Hut bringen? Was hilft den Kindern in punkto Motivation? Und wie wehre ich mich gegen die Zettelwirtschaft vom Klassenlehrer?
In der Interview-Serie mit Moderatorin Catarina Zanner hat Swantje Goldbach am 28. Januar auf „Hallo Brandenburg“ verraten, wie das Homeschooling zu schaffen ist.
Hier die „Top-Ten“ der Sendung noch einmal im Schnelldurchlauf:
1. Perspektivwechsel
Auch mal würdigen, was gut läuft und sogar schön am Lockdown ist. Vielleicht ist die Familie näher zusammengerückt?
2. Selbstständigkeit einüben
Perfektionismus runterfahren, loslassen, gemeinsam Alltag planen, aber dann legen alle getrennt los.
3. Erst die Arbeit und dann…
Arbeit, Schule und Freizeit trennen und die Blöcke gut planen. Unser Wochenplan kann helfen.
Als Freizeitaktivität bietet sich im Lockdown immer ein Spaziergang an. Oder online Freunde zu treffen.
4. Ziele definieren
Motivation kommt ausschließlich von innen. Wer sich machbare Ziele setzt und die dann schafft, hat auch Lust auf weitere Herausforderungen. Besprechen Sie mit Ihrem Kind seine Ziele. Das kann z.B. ein konkretes Projekt in einem Fach sein, wie die unregelmäßigen Verben zu können.
5. Ritualisierung
Zusammen aufstehen, gemütlich frühstücken, nachmittags spazieren gehen. Gute Gewohnheiten halten die Moral zusammen.
6. SOS bei Zettelbombardement
Die Lehrer:innen bombardieren Ihre Familie mit Zetteln auf vier Kanälen? Wenden Sie sich an Ihre:n Elternvertreter:in, damit sich in der Schule etwas ändern kann.
7. Sich gegenseitig helfen
Zusammenschluss der Eltern oder Schüler:innen organisieren:
Vielleicht kann ja Mathildas Mutter den neuesten Mathezettel im Videochat erklären und Emmis Vater dafür den kleineren Kinder die Monate mit Gitarrenbegleitung beibringen? Größere Kinder können sich selbst online zusammentun. Oft lernt es sich doch gemeinsam besser.
8. Schön erklären
Wenn Sie Ihren Kindern die Aufgaben erklären müssen, lassen Sie es erst seine Frage formulieren. Wenn Sie dann helfen wollen, dann gern anschaulich über alle Sinne und nicht mit einem Vortrag.
9. Challenge starten
Ältere Kinder können in der Gruppe eine Challenge aufstellen: zum Beispiel mit einem Brettspiel gegenseitig Wissen abfragen.
10. Friedlich bleiben
Gestritten wird nicht! Bei Streit wegen der Schule sofort Feuer einstellen.
Die ganze Sendung können Sie auf den Webseiten der Antenne Brandenburg nocheinmal hören. oder im Folgenden lesen:
„Hallo Brandenburg“ von Antenne Brandenburg zum Thema Homeschooling mit Moderatorin Catarina Zanner und Expertin Swantje Goldbach vom 28. Januar 2021.
Anmoderation 1:
Seit Mitte Dezember sind die Schulen zu und Brandenburger und Berliner Eltern müssen zu Hause alles auf einmal bewältigen: Schulaufgaben, Essensversorgung, das eigene Home-Office und vor allem die Nerven bewahren. Wie das klappt verrät den Hörerinnen und Hörern von Antenne Brandenburg in dieser Stunde die Expertin Swantje Goldbach vom Nachhilfe-Unternehmen Lernwerk aus Berlin.
Frage:
Guten Tag, fangen wir mal ganz grundsätzlich an. Was sind denn die 3 wichtigsten Bausteine, um Homeschooling gut hinzukriegen?
Antwort:
Ich finde, das erste Wichtige, was man machen kann, ist es einen Perspektivwechsel zu versuchen Ich weiß, es ist ganz schön schwer, aber vielleicht gibt es doch etwas, das im Lockdown positiv herausstrahlt. Vielleicht sind wir ein bisschen mehr zusammengerückt in der Familie. Eventuell klappt manches schon viel besser? Das zweite ist, die Selbstständigkeit einzuüben. Gut geplant ist dabei halb gewonnen. Die Familie plant gemeinsam den Tag, aber dann macht jeder Seins. Eltern können dann mehr loslassen und vielleicht auch ein bisschen von der Perfektion runterfahren. Das Dritte ist, zu versuchen, Arbeit und Freizeit zu trennen. Das gilt nicht nur fürs Homeschooling, sondern ist immer eine gute Idee. Also bitte irgendwann Schluss machen mit der Arbeit, das Laptop zuklappen und sagen: Jetzt haben aber alle frei.
Frage:
Die Probleme beginnen allerdings schon morgens. Also meine 14 Jährige zum Beispiel, die steht immer noch kurz vor knapp auf… Wann weckt man denn seine Kinder am besten? So wie sonst zur Schulzeiten, wegen der Struktur oder doch lieber ausschlafen lassen und Streit vermeiden?
Antwort:
Also ich denke, man muss sie nicht um 06:30 Uhr hochreissen und das ist für viele ja sonst auch immer zu früh und für Teenager ohnehin. Aber ich plädiere sehr für einen gemeinsamen Start. Wir machen das zum Beispiel so, dass wir um 8 Uhr aufstehen und dann frühstücken wir gemeinsam. Das ist auch etwas total Schönes im Home-Office und Homeschooling, dass man wirklich in Ruhe nochmal frühstücken kann, und dann starten wir alle um 9 Uhr mit der Arbeit…. Es ist kein gutes Konzept, auf jeden Fall zu sagen, ich stehe erst kurz 2 Minuten vorher auf. Auch lange schlafen hilft nicht bei der Bewältigung des Alltags. Wer sehr lange schläft und dann erst anfängt mit den Hausaufgaben, der wird halt nie fertig und setzt sich bis in den Abend hinein unter Stress.
Frage:
Gerade jüngere Kinder, die lernen ja schon gern ganz nah bei Mama oder Papa. Aber die arbeiten aber gleichzeitig im Home Office. Wie bekomme ich denn mein Kind dazu, selbstständig bei sich im Zimmer oder eben in einer besonderen Ecke zu lernen?
Antwort:
Wenn man nicht online ist oder dauernd telefonieren muss, spricht eigentlich nichts dagegen, dass man gemeinsam in einem kleinen Großraumbüro, sozusagen, arbeitet. Natürlich müssen dann die Regeln ganz klar vorher geklärt werden und ich würde mich auch nicht direkt nebeneinander setzen. Dann kann es außerdem für manche Kinder hilfreich sein, wenn man Video-Konferenzen zum Beispiel mit anderen Kindern, also mit einem anderen Freund zum Beispiel, organisiert, so dass sie dort die ganzen Zettel durcharbeiten können, zusammen reden können.
Das ist ein ganz guter Tipp und das hilft bei den meisten ganz toll!
Anmoderation 2:
Homeschooling ist für Eltern täglich eine Herausforderung. Wertvolle Tipps dafür gibt es heute von Antenne Brandenburg. Unsere Expertin ist Swantje Goldbach vom Lernwerk aus Berlin und Potsdam. Frau Goldbach, wie motiviere ich denn mein Kind, wenn es vielleicht schon Montagmittag keine Lust mehr hat?
Antwort:
Leider kann man von außen nicht sehr gut motivieren, Motivation entsteht halt von innen. Aber Gott sei Dank sind ja Menschen zum Lernen geboren und von daher ist es auch durchaus möglich, dass man gerne lernt, auch wenn das Thema nicht so super interessant ist. Was hilft, sind gute Lernvoraussetzungen. Dazu zählt zum Beispiel, mich ausreichend zu bewegen. Klar, das Wetter ist nicht so super, aber rausgehen hilft auf jeden Fall, um einen Ausgleich zu schaffen. Den schafft man eben nicht mit Netflix und weiter vor den Bildschirmmedien Sitzen. Das ist halt im Gegenteil eher ermattend. Auch gut zu essen und gemeinsam tätig zu werden, das ist alles stärkend, um Motivation fürs Lernen zu finden.
Was noch gut ist, ist zu überlegen, was für ein Ziel hast du?
Gerade im Moment kann man sich echt ganz gut nach vorne hangeln, auch mit seinen Leistungen und vielleicht kann man sich eine eigene Challenge machen. Zu sagen, okay, ich nehme mir ein Thema vor, vielleicht mein Englisch und dann baue ich uns ein kleines Lernspiel. Vielleicht spreche ich mit einer Freundin zusammen nur Englisch. So eine eigene Challenge, das ist auch etwas, was Motivation schafft.
Abmoderation 2:
Zuhause gut lernen - das ist noch bis 12 Uhr unser Thema hier auf Antenne Brandenburg.
Anmoderation 3:
Swantje Goldbach, Pädagogische Leiterin vom Lernwerk Berlin und Potsdam, gibt Tipps, wie der Spagat gelingt zwischen Familienleben und Klassenzimmer zu Hause. Frau Goldbach, gerade mit jüngeren Kindern sind ja die Eltern doch gefragt, die zahlreichen Schulaufgaben zu organisieren und oft ertrinken sie im Zettelchaos. Wie bekomme ich denn das organisatorisch am besten im Griff?
Antwort:
Ich finde auch, dass die Zettelwirtschaft das größte Problem überhaupt ist und wenn Eltern eine Hausaufgaben-Schnitzeljagd veranstalten müssen, weil sie nicht wissen, woher kommen die Aufgaben eigentlich und aus allen Kanälen zugedonnert werden, dann würde ich wirklich versuchen, die Elternvertreter mit ins Boot zu nehmen, mit denen kann dann eine neue Strategie von der Schule verlangt werden. Zumal weil wir sonst natürlich unsere jüngeren Kinder nicht dazu bringen können, auch selbständig zu arbeiten und das ist einfach eine ganz, ganz wichtige Sache im Homeschooling. Es hilft uns nicht, wenn diese Kinder jetzt lernen, dass sie immer ihre Mama brauchen für alles und jedes.
Grundsätzlich kann ich allen ihren Hörern mit jüngeren Kindern den Rat geben, einen Zusammenschluss auch zwischen den Eltern zu versuchen. Zum Beispiel könnte es ja sein, dass Matthias Mutter die Mathe-Zettel online super erklären kann oder Emmis Vater sich traut, das Monatslied mit den Monaten vorzusingen und auch Bilder per Video zu zeigen. Es ist doch sehr hilfreich, wenn Kinder die Probleme haben, sich einfach zuschalten können. Dann bleibt nicht immer alles an einem selbst als Elternteil kleben. Bens Mutter hat vielleicht einen guten Link gesehen, wo es sehr toll erklärt wird und so könnte man sich da gegenseitig helfen. Also einmal Elternvertreter mit ins Boot nehmen und der Schule das widerspiegeln, wenn es Chaos gibt und gleichzeitig sich zusammenschließen in einer Gruppe und sich gegenseitig helfen. Dann ist man auch in der Situation nicht so hilflos.
Frage:
Jetzt zur der Lernzeit für zuhause. In der Schule geht ja der Tag über 6 oder 7 Stunden…Wie lange sollte denn zu Hause täglich gelernt werden?
Antwort:
Das ist natürlich absolut altersabhängig. Grundsätzlich würde ich einen gemeinsamen Wochenplan aufstellen und altersabhängig gucken, wie lang schafften es die Kinder, sich zu konzentrieren. Achtung! Sehr kleine Kinder können sich oft nur 20 Minuten lang konzentrieren, manche sogar noch ein bisschen weniger. Wie haben auf lernwerk.de einen kostenfreien Wochenplan, den man sich runterladen kann. Den habe ich selbst entwickelt und der gibt einen ganz guten Überblick.
Was ich dazu noch sagen möchte: Immer mal wieder Pausen machen und die am besten draußen, hilft der Konzentration immens.
Frage:
Ist das überhaupt sinnvoll, Eltern so wirklich direkt als Lehrer einzusetzen? Oder lernen Kinder nicht doch besser mit Freunden oder dem Internet zum Beispiel?
Antwort:
Ich rate Eltern erstmal zur Zurückhaltung.
Erstmal von dem Kind die Frage wirklich formulieren zu lassen, damit man weiß, was ist wirklich die Frage. Nicht gleich als Eltern vorlegen und sagen: "Aber ich weiß ja auch die Lösung und ich kann ja auch ganz gut rechnen." Und auch das Kind nicht zutexten, sondern wirklich versuchen, die Lösung anschaulich zu zeigen. Man kann zusammen auch ein Spiel daraus machen. Ganz wichtig ist, wenn Streit aufkommt, dann bitte immer helfen lassen. Ja dann würde ich versuchen, wirklich andere Leute einzubringen. Das muss aber kein Experte sein, das kann auch wirklich eine Freundin sein, mit dem die Tochter zusammen lernt, oder eben die Nachbarin und so oder so zur Zeit natürlich online.
Grundsätzlich gibt es eine ganz wichtige Sache, die vielleicht im Homeschooling manchmal falsch läuft. Man möchte gerne mit dem Kind vielleicht noch mal eben üben. Das kann aber immer nur funktionieren, wenn das Kind das auch schon gelernt hat. Also zum Beispiel kann man nicht lesen üben, wenn das Kind nicht lesen kann. Das nochmal als ganz wichtiger Hinweis für Eltern mit kleinen Kindern.
Abmoderation 3:
Antenne Brandenburg Hilfe fürs Homeschooling: Struktur in den Tag bringen, sich Hilfe holen von Eltern-Vertretern und anderen Eltern, immer wieder rausgehen an die frische Luft - das sind nur einige der vielen Tipps, die uns heute Swantje Goldbach vom Lernwerk Berlin und Potsdam verraten hat. Eine wichtige Frage zum Abschluss Frau Goldbach: Wie kriegt man denn das als Familie hin, dass man sich in diesem langen Lockdown zuhause nicht schrecklich auf den Keks geht?
Antwort:
Ich finde, nett und gnädig zueinander zu sein, dass man auch sich selbst mal schlechte Laune verzeiht, das hilft schon ….Und sich mit Freunden treffen, wenn auch nur virtuell. Wir haben mit anderen Familien zum Beispiel per Video-Chat dieselbe Musik gestreamt, haben dann einfach mit unseren Freundinnen und Freunden und allen zusammen getanzt. Das war total lustig. Man kann sich das eigentlich nicht vorstellen, aber es hat wirklich Spaß gemacht.
Vielleicht kann man auch ein Hobby etablieren: Kartenspielen lernen, Koch-Wettbewerb veranstalten, das sind alles so Dinge, die einfach den Lockdown verkürzen. Wenn einem partout nichts einfällt: Viel draußen spazieren gehen! Das darf man ja auch mit einer Freundin oder einem Freund zusammen. Und zusammen ist man halt weniger allein.
Abmoderation:
Vielen, vielen Dank, Frau Goldbach, für ihre Tipps und Kniffe. Und kommen Sie auch gut durch diese Zeit!